Erziehung der Kinder. Ratschläge, Belehrungen, Vorwürfe, Diskussionen…
Es gibt kaum ein umstritteneres Thema als Erziehung der Kinder. Zahlreiche Ratgeber und zig Experten, die sich zu oft widersprechen. Die meisten davon bewirken nur, dass wir uns als Eltern nur noch mehr in Frage stellen und Selbstzweifel bekommen.
Aber wo bleibt da der Raum für gesunde Selbstreflexion?
Denn nicht nur unsere Kinder entwickeln sich ständig, sondern auch wir als Eltern wachsen in unsere Rolle hinein. Wir wachsen an unserer Rolle als Eltern. Wir alle machen Fehler, das gehört zum Eltern Sein dazu. Wichtig ist, daran zu arbeiten, dass wir dieselben Fehler nicht ständig wiederholen.
Wenn du deine Kinder mit Liebe erziehen möchtest, solltest du dir die folgenden 5 Fragen stellen.
1.Nutze ich Wut oder Scham, um meine Kinder dazu zu bringen, etwas zu tun?
Lasse ich meinem Ärger freien Lauf, wenn mein Kind sich nicht so benimmt, wie ich es erwarte? Leider kann das ziemlich schnell passieren, dass man so etwas sagt wie: „Wenn du das nicht tust, dann passiert XX!“ oder „Alle Kinder benehmen sich, aber du, du musst dich natürlich daneben benehmen!“. Im Stress könnte es in einer Situation als der einfachere oder schnellere Weg erscheinen, damit die Kinder etwas tun. Doch führt dieser Weg auch zu dem Resultat, das wir mit unserer Erziehung beabsichtigen?
Manchmal muss man anhalten und sein Handeln überdenken. Wähle ich wirklich den richtigen Weg? Das Problem an diesen auf den ersten Blick harmlos erscheinenden Drohungen ist, dass sie auf Angst und Schmerz bauen. Dabei geht es nicht allein um den körperlichen Schmerz, den viele sofort ausschließen, sondern ebenfalls um den seelischen Schmerz. Das Kind gibt zwar in der einen Situation nach, doch was lernt es daraus?
Als Eltern sind wir viel mehr dafür da, unsere Kinder bei ihrem Reifeprozess zu unterstützen. Wir müssen sie lehren, gute Entscheidungen zu treffen, doch ohne dabei Druck durch Drohungen auszuüben. Allerdings sollten wir sie über die Konsequenzen ihrer Entscheidungen und ihres Verhaltens aufklären. Auf gleicher Augenhöhe sprechen, aber kinngerecht erklären, z.B. anhand einer Geschichte. Damit machen wir mit unseren Kindern sehr gute Erfahrungen.
2. Verweigere ich meinen Kindern Liebe oder Zuneigung beim Versuch ihr Verhalten zu ändern?
Mit diesem Punkt habe ich mich bereits in meinem Beitrag „Mutterrolle: Bist du das Fundament oder das Erdbeben für die Seele deines Kindes?“ beschäftigt. Unsere Kinder müssen immer sicher sein, dass wir sie lieben.
Kinder werden immer wieder Mal ihre Grenzen austesten, sie werden Fehler machen. Genauso wie wir Fehler gemacht haben und immer noch machen. Das Benehmen unserer Kids wird mit ziemlicher Sicherheit niemals perfekt sein. Doch es ist das Verhalten, das schlecht ist und nicht die Kinder selbst.
Erzwinge ich eine Änderung des Benehmens meiner Kinder, indem ich sie ignoriere? Vergebe ich meinem Kind, wenn es sich entschuldigt oder behandle ich es anders? Denn es sind unsere Kinder und sie verdienen es in einer liebevollen Umgebung aufzuwachsen. Unser Ziel ist es, dass sie irgendwann reif sind, selbständig richtige Entscheidungen zu treffen und nicht, dass sie sie in ihren Minderwertigkeitskomplexen ertrinken.
#Lesetipp: „Mein Kind, ich liebe dich…“
3. Erwarte ich Perfektion von meinem Kind?
Es gibt weder perfekte Eltern, noch perfekte Kinder. Wenn wir als Eltern von unseren Kindern Perfektion fordern, dann werden sie mit dem Gefühl aufwachsen, unseren Erwartungen niemals gerecht zu werden.
Dieses Gefühl – ständig zu scheitern, führt früher oder später zur Rebellion, Beleidigung sowie Unehrlichkeit in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern.
Es ist viel wichtiger, unsere Kinder zum guten Verhalten zu ermutigen, trotz all der Fehler. Wenn dir Offenheit und Ehrlichkeit in der Beziehung zu deinen Kindern wichtig ist, dann beachte das. Die Kinder müssen verstehen, was sie falsch bzw. schlecht gemacht haben, allerdings auch was und wie sie es nächstes Mal besser machen können. Unser Fokus sollte nicht auf der (vergangenen) schlechten Tat liegen, sondern auf der Zukunft.
4. Darf mein Kind auch mal versagen ohne den Verlust meiner Liebe oder Zuneigung zu befürchten?
Unterbewusst versuchen wir unsere Kinder davor zu bewahren, unsere Fehler zu wiederholen. Wir wünschen uns, dass sie klüger und besser sind. Manchmal versuchen wir sogar unsere Träume durch das Leben unserer Kinder zu verwirklichen. Aber:
Unsere Kinder haben ihre eigenen Träume. Motivieren wir sie, diese zu verwirklichen oder setzen wir sie eher unter Druck?
Vor allem wenn die Eltern erfolgreich sind, denken die Kinder oft alles richtig machen zu müssen. Sie denken, dass ihre Siege wichtiger sind, als sie selbst. Ein sehr trauriges Beispiel davon, war etwas, was ich als Schülerin der Oberstufe erlebt habe. Mein Mitschüler machte eine große Dummheit. Er bekiffte sich und fuhr ein sauteures Auto seiner Eltern zu Schrott. Nach der Festnahme durch die Polizei ging er hinaus und beendete sein Leben. Er dachte fälschlicherweise dieses Versagen mit nichts wieder gut machen zu können. Doch kein Auto der Welt ist wertvoller als das Leben des eigenen Kindes. Auch seine Eltern dachten so, nur er wird das niemals erfahren.
Der Schlüssel zu allem ist eine gute Beziehung zu unseren Kindern. Eine Beziehung, die auf Offenheit und Ehrlichkeit basiert. Sodass unsere Kinder uns erzählen können, wenn etwas schief läuft. Sie sollen nicht fürchten, dass wir sie weniger lieb haben, nur weil sie ein Fehler gemacht haben. Wir müssen ihnen eine bedeutende Sache vermitteln. Auch wenn wir versagen, sind wir dadurch nicht weniger wertvoll.
5. Fühlen sich meine Kinder frei, mich (respektvoll) wissen zu lassen, dass ich ihre Gefühle verletzt habe oder dass sie mit einer Entscheidung der Familie nicht einverstanden sind?
Wie kann es dazu kommen, dass wir uns auf die alleinige Verantwortung für das Verhalten unserer Kinder fokussieren? Anfangs treffen wir die meisten Entscheidungen für unsere Babys, Kleinkinder, Grundschulkinder. Doch diese Kontrolle und Anleitung sollte immer weniger werden und dazu führen, dass unsere Kinder immer selbständiger werden.
Natürlich passiert so etwas nicht sofort, es passiert nach und nach. Kinder müssen zur Selbständigkeit erzogen werden und das ist nicht einfach. Angefangen mit Kleinigkeiten im Alltag, wie z.B. dem Übertragen von altersgerechten Haushaltspflichten.
Wir sind keine perfekten Eltern und immer wieder sehe ich, woran ich persönlich noch arbeiten muss. Unsere Kinder wachsen und wir lernen mit jeder Herausforderung dazu. Ich habe mal von einem Zitat gehört, dass ich leider nicht finden konnte. Aber sinngemäß hieß es:
Es ist nicht wichtig, ob ich als Mutter alle Aufgaben perfekt meistere. An Ende des Tages ist nur wichtig, wie viel ich geliebt habe.
– Unbekannt (eine us-amerikanische Bloggerin)
Manchmal sehen wir als Eltern den Wald vor lauter Bäumen nicht. Erziehen und dabei Grenzen setzen ist nicht das Gleiche, wie in einen Käfig einsperren. Niemand beschwert sich über das Gelände am Aussichtspunkt im Grand Canyon. Denn keiner will in diese Schlucht hinunterstürzen. Zum Aussichtspunkt darf man gehen, aber eben nur bis zu einer gewissen Grenze – dem Gelände. Wenn man diese Grenze nicht beachtet und über das Geländer klettert, dann fällt man ziemlich tief herunter. Ist doch klar, oder? Grenzen, die nachvollziehbar sind. Nicht einfach nur sagen: „Du darfst nicht zum Aussichtspunkt“. Das wäre ein unverständliches Verbot, das einem Käfig gleicht. Solche Verbote machen kein Sinn und werden spätestens in der Pubertät einfach ignoriert.
Mit einer Erziehung in Liebe und Geduld bereiten wir unseren Kindern den Weg, solange sie noch jung sind. Damit sie später selbständige Entscheidungen treffen und auf eigenen Beinen stehen können. Damit sie wissen, dass es immer mindestens zwei Menschen gibt, die sie lieben und hinter ihnen stehen – ihre Eltern.
♥Sei einfach du. Sei Mami, du hast das Zeug dazu!♥
Tanja von Little-Post meint
Das sind gute Gedanken in Sachen Kindererziehung. Ich als junge Mutter finde es auch schwierig und frage mich immer wieder, wie ich meine Tochter wohl erziehen werden, wenn sie einmal älter ist bzw. was ich jetzt schon falsch oder richtig mache. Aber ja, wie du sagst, man sieht manchmal vor lauter Bäumen den Wald nicht – das kenne ich nur zu gut. Letztlich muss wohl jeder seinen Weg finden, hauptsache die Entscheidungen werden aus Liebe getroffen.
Liebe Grüße,
Tanja
Marina Peters meint
Vielen Dank, liebe Tanja für dein Kommentar. Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Geduld, die brauchen wir als Eltern auf jeden Fall 😉 .
LG