[Gastbeitrag von David Janzen] Alex schaut verträumt die Wassermelone an. Nach einer Weile fragt er: „Wie stark muss der Baum sein, wenn er voll mit Wassermelonen hängt?“. Die Anwesenden lachen. Leider ist die Geschichte nicht ausgedacht, sondern wirklich so passiert. Was es noch kurioser macht: Alex ist zweiundzwanzig.
Unser Obst und Gemüse liegt das ganze Jahr im Supermarktregal. Woher soll man wissen, wie das wächst? Gerade Kinder sind aber neugierig, um zu erfahren woher was kommt, wie und warum? Durchs Gärtnern kannst du das deinen Kindern spielerisch beibringen.
Du hast keinen Garten?
Kein Problem. Wer sagt eigentlich, dass man zum Gärtnern einen Garten braucht? Du kannst prima auf dem Balkon, Terrasse oder Fensterbank Blumen, Gemüse und Früchte züchten.
Warum solltest du mit deinen Kindern Gärtnern?
Etwas zusammen mit den Kindern zu unternehmen, macht Spaß. Das ist eine tolle Idee für eine gemeinsame Familienzeit und fördert deine Kinder.
1. Gemeinsame Aufgaben stärken die Eltern-Kind-Beziehung
Bei einer gemeinsamen Arbeit, die das Kind gerne macht, entwickelt sich eine partnerschaftliche Beziehung zum Kind. Du und dein Kind werdet zum Team. Außerdem gibt das Kind sich besondere Mühe bei Arbeiten, die nicht jeden Tag anfallen.
2. Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen
Es ist ein unkomplizierter Weg, um unseren Kindern Verantwortung beizubringen. Dabei sind Pflanzen einfacher als Haustiere: Sie können ein Wochenende allein gelassen werden. Und auch wenn etwas schief läuft, ist der Verlust nicht so groß.
3. Die Kinder lernen Geduld und Ausdauer
Von der Aussaat der Tomate bis zur Ernte vergehen drei bis vier Monate. Für Kinder eine halbe Ewigkeit. Das ist eine grundlegende Lektion fürs Leben. Zuerst musst du dich eine zeitlang in etwas investieren und gedulden, bis du endlich die Resultate siehst.
4. Die Kinder lernen mehr über gesunde Ernährung
Eigenes Gemüse anzubauen ist eine gute Möglichkeit, den Kindern das Thema gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und saisonale Küche zu vermitteln. Darüber hinaus könnte sich so die Liebe zum Gemüse entwickeln. Denn die Kinder sehen endlich, dass die Erbsen nicht vom Himmel auf ihren Teller herab fallen.
So kannst du mit deinen Kindern gemeinsam gärtnern
Beim Gärtnern gibt es für alle Altersstufen etwas zu tun. Sobald die Kleinen laufen können, helfen die schon gerne die Gießkanne festzuhalten. Zehnjährige können die folgende Anleitung komplett selbstständig umsetzen.
Die Zwiebel im Glas
Für dieses Experiment hast du alles Zuhause und schon dreijährige Knirpse können dabei helfen. Die Zutaten sind: ein Glas und eine Zwiebel.
Botanisch gesehen ist unsere Speisezwiebel das Speicher- und Überwinterungsorgan der Zwiebelpflanze. Sind die Wachstumsbedingungen für die Zwiebelpflanze optimal, wachsen aus der Knolle die Blätter- besser als Lauchzwiebeln bekannt.
Nimm ein passendes Glas und fülle das mit Wasser. So dass wenn du die Zwiebel drauf setzt, das untere Ende der Knolle circa zwei Zentimeter im Wasser ist. Stelle das Zwiebelglas an eine warme, helle Fensterbank. Je nach Zwiebel und Temperatur dauert es 1 – 4 Wochen bis es losgeht. Die Zwiebel bildet Wurzeln und Blätter.
Nach einigen Tagen, wenn die Lauchzwiebeln groß genug sind, kannst du das Kind ernten lassen. Die frischen Zwiebeln kannst du in deiner Küche verwenden. Das schöne ist, dass die Zwiebel dann nicht kaputt ist, sondern einen neuen Austrieb bilden kann. Diesen kannst du nochmal ernten.
Die Kresse
Wenn du und dein Kind keine Zwiebeln mögen und auch nicht sehr geduldig seid, dann empfehle ich Kresse.
Die Kresse ist schnell. Nach drei Tagen kann das Kind schon einen grünen Flaum sehen.
Ein magischer Moment. Wenn die Samen zum ersten Mal aus der Erde lugen und das zarte Grün sich zeigt. Alles, was du dafür besorgen musst, ist Kressesamen*. Die bekommst du im Gartencenter oder online. Um Kresse zu züchten, brauchst du keine Erde. Mache ein Lappen, Küchenpapier, Watte oder Filz nass und lasse von dem Kind die Samen drauf streuen. In den nächsten Tagen bis zur Ernte einfach die Unterlage feucht halten. Wenn die Pflanzen zwei bis drei Zentimeter hoch sind, kann das Kind die mit einer Schere abschneiden und damit sein Schulbrot verzieren oder ein Salat damit machen.
Sei kreativ! Du kannst aus Küchenpapier Buchstaben mit dem Namen des Kindes ausschneiden und wachsen lassen oder Minibeete in Legolandschaften anlegen.
Tipp zu Ostern: Du kannst eine Miniwiese aus Kresse auf der Fensterbank gestalten und darauf Osterdeko platzieren.
Das „Grundrezept“ für das Gärtnern auf der Terrasse
Nimm einen Topf für die Pflanze, der groß genug ist. Je größer der Topf, desto mehr Platz haben die Wurzeln und der Vorrat an Nährstoffen sowie Wasser ist größer. Als Gefäß kannst du das nehmen, was gerade da ist: einen leeren Farbeimer, Baukübel, altes Plantschbecken oder einen Terrakottatopf. Der Pflanzentopf sollte mindestens zehn Liter fassen und unten einen Ablauf für das überschüssige Wasser haben. Idealerweise findest du einen passenden Untersetzer, damit das Wasser keine Flecken auf dem Boden hinterlässt.
Auf das Entwässerungsloch auf dem Boden des Topfes kannst Tonscherben legen- die verhindern, dass das Loch zu schnell verstopft. Fülle jetzt Blumenerde ein. Ich empfehle gute Blumenerde zu nehmen, nicht die Erde aus Omas Schrebergarten oder Onkel Johanns Baustelle. Blumenerde hat die richtige Mischung um in einem Blumentopf die Nährstoffe und Wasser zu speichern und zur richtigen Zeit an die Pflanzen abzugeben. Besonders wenn man das erste Mal gärtnert, ist es gut auf eine standardisierte, geprüfte Mischung zurückzugreifen, damit die Kinder garantierten Erfolg mit ihren Pflanzen haben.
Die Tomate
Die Tomate ist das Gemüse, über das sich viel beschwert wird: „Die Tomaten schmecken nach nichts“. Oder: „Wie heißt der vierte Aggregatzustand von Wasser? – Die Holländische Tomate.“
Warum einen Tomatenstrauch nicht selber anbauen. Du brauchst circa ein Quadratmeter Platz und kannst zwei bis fünf Kilogramm Tomaten ernten. Die Tomatenpflanze ist sehr leicht anzubauen. Die modernen Sorten sind unempfindlich und ertragreich.
Alles was du dafür brauchst, ist ein sonniger Platz auf deinem Balkon oder Terrasse. Idealerweise mit einem Überdach. Tomatenpflanzen mögen es nicht, wenn die Blätter nass werden und reagieren mit Fäule.
Tomate pflanzen
Du kannst auf zwei Wegen eine Tomate züchten. Entweder du fängst ganz am Anfang an und säest Tomatensamen aus oder du kaufst eine Jungpflanze bei einem guten Gärtner in deiner Nähe. Die Aussaat hat den Vorteil, dass dein Kind lernt wie sich eine Pflanze vermehrt- ist aber mit mehr Arbeit verbunden.
Wenn du dich für die Aussaat entscheidest und ernsthaft ernten möchtest, kaufe dir gutes Saatgut. Möchtest du nur mit deinem Kind testen, wie die Pflanze aus Samen heranwächst, dann kannst du die Tomatensamen aus deinem Salat in die Erde pflanzen.
Wenn du ein Stadtkind bist, nimm eine Jungpflanze aus der Gärtnerei, dann sparst du dir zwei Monate Jungpflanzenanzucht. Meine Lieblingssorten sind die „Zuckertraube“ und „Sweet“. Diese Cocktailtomaten kann dein Kind und sein Besuch direkt vom Strauch naschen oder du benutzt die Tomaten als essbare Dekoration, wie in diesem Lachsröllchen Rezept.
Tomate pflegen
Hochbinden
Die Züchter haben sich viel Mühe gegeben und die heutigen Tomatensorten so gezüchtet, dass die Pflanzen möglichst wenig Platz einnehmen. Für dich bedeutet es, dass die Tomatensträucher eine Stütze brauchen. Sehr gut geeignet, sind die Spiralstäbe, die du einfach in den Topf neben die Pflanze in die Erde stecken kannst und die Pflanze nach dem Pflanzfortschritt „drumwickelst“. Spiralstab nicht zur Hand? Dann kannst du einen Besenstiel in den Topf stecken und die Tomate mit Kabelbindern daran festmachen. Das ist optisch nicht die schönste Variante, wir aber dein Kind vermutlich nicht stören.
Ausgeizen
Tomatenpflanzen haben die unangenehme Eigenschaft zu verbuschen und zu viele Früchte zu bekommen. Die schaffen nicht zu reifen und sind minderwertig. Abhilfe schafft das Ausgeizen. Bei dieser Pflegetechnik muss du den Trieb, der sich in der Blatthöhle bildet, ausbrechen oder abschneiden. So hältst du deine Tomatenpflanze schlank und die Früchte werden besser.
Fazit
Du hast gesehen, dass du zum Gärtnern keinen Bauernhof brauchst. Fensterbank und Terrasse sind schon mal ein guter Anfang.
Sei mutig und probiere Sachen aus. Du kannst jeden Samen, den du in deinem Obst findest, in die Erde stecken und wachsen lassen. Apfel, Birne, Pfirsich, Kirsche und auch Wassermelone. Für die Wassermelone brauchst du einen besonders warmen Platz und nährstoffreichen Boden. Es klappt aber sehr gut und du kannst deinem Kind zeigen, dass die Wassermelone eine Kriechpflanze ist.
Viel Glück!
David Janzen
David Janzen ist vierfacher Vater, Gärtner und Blogger. Auf seinem Blog garten-ganzen.de schreibt er über „grüne“ Themen und wie du mit möglichst wenig Arbeit, einen gemütlichen und pflegeleichten Garten für dich deine Familie und Freunde schaffst.
David meint
Hallo Sara, entscheidend sind Licht, Wärme und Feuchtigkeit. Wenn alles optimal ist, dauert es wenige Tage. Den Kern nur bisschen mit Erde bedecken, nicht zu tief Pflanzen.
David meint
Wir hatten den Namen aus Zewa ausgeschnitten und mit einer Sprühflasche feucht gehalten.
Helena meint
Hallo David, toller Artikel, sehr humorvoll und einfach geschrieben. Macht Lust auf gärtnern, obwohl ich keinen „grünen“ Daumen hab?☺️.
David meint
Vielen Dank, Helena. Viel Spaß beim ausprobieren 😉