Manchmal bringen uns die Kinder an unsere Grenzen. Aber viel öfter stellen wir fest, dass wir als Eltern viel stärker sind, als geahnt.
Es gibt Tage, da fällt es schwer, Mutter oder Vater zu sein – eine positive Einstellung zu haben. Aber halte durch, du schaffst das! Ja, genau du – du hast das Zeug dazu.
Eltern leisten Großartiges. Viel zu selten ernten sie dafür Anerkennung, Lob oder ein „Danke“. Das ist wirklich schade, denn sie verdienen es – wir verdienen es.
Zu oft plagen vor allem Mütter Selbstzweifel: „Bin ich eine gute Mutter? Bin ich genug für mein Kind? Werde ich es schaffen?“. Wenn diese Gedanken in unser Herz fallen, werden sie zum perfekten Nährboden für unsere Selbstzweifel. Sich als Mensch zu reflektieren, auch Mal zu hinterfragen und in etwas besser zu werden, ist in Ordnung. Denn:
Reflektieren ≠ Selbstzweifel
Selbstzweifel sind finstere Gedanken, die einen Menschen in ein Häufchen Elend verwandeln und in ein tiefes schwarzes Loch ziehen.
Selbstzweifel sind wie ein Splitter. Diesen musst du unbedingt entfernen, sonst entzündet sich die Wunde.
In 10 Schritten die Selbstzweifel überwinden
Ich bin überzeugt davon, dass Kinder ein Geschenk sind. Sie bereichern unser Leben und sind das Wertvollste darin.
Doch Tatsache ist auch, dass etwa 80% aller Frauen zumindest einen Tag nach der Geburt unter Baby Blues leiden. Längst ist auch bekannt, dass 10% – 15% aller Mütter von den Beschwerden einer Postpartalen Depression betroffen sind.
Die erste Hälfte unseres Lebens wird uns von den Eltern ruiniert, die zweite von den Kindern.
– Clarence Seward Darrow
Das. Genau das. Solche Zitate braucht kein Mensch. Echt nicht. Doch was brauchst du?
Schritt 1: Kenne eure Bedürfnisse
Es ist in Ordnung, dass anfangs in der Familie alles drunter und drüber geht. Das ist ganz normal. Jeder, der etwas anderes behauptet, macht sich selbst und anderen etwas vor. Mit der Zeit wirst du es lernen, die Bedürfnisse deines Kindes zu erkennen und zu befriedigen. Lass dich dabei nicht verunsichern, denn DU kennst dein Kind immer noch am besten.
Wichtig ist jedoch auch, dass du deine Bedürfnisse nicht vergisst. Was brauchst du? Zufriedenheit trägt nämlich entscheidend zu deinem Wohlbefinden und zum Selbstwertgefühl bei. Diese wiederum bewahren dich vor den zerstörerischen Selbstzweifel-Gedanken.
Schritt 2: Sei mal egoistisch!
What?! Ja, sei mal egoistisch. Vergiss dich nicht. Melde dich nicht ab. Gönne dir etwas. Wie? Es muss nichts Großes sein. Lass z.B. deinen Partner mit dem Nachwuchs einen Spaziergang machen und bade ausgiebig (so richtig mit Kerzen und dem ganzen Schnick-Schnack, wenn du es magst), schlafe, geh mal einen Milchshake trinken mit einer Freundin oder zum Friseur. Mache etwas, was DICH zum Entspannen bringt.
Gönne dir etwas Schönes oder etwas Sau-Cooles. Ich habe mir z.B. eine Veränderung von langen Haaren zu einem Long Bob gegönnt und fühle mich großartig damit. Denn es ist wichtig, dass du deine Persönlichkeit durch die Geburt deines Kindes nicht als ausradiert empfindest.
Schritt 3: Lache
Es lässt sich so viel einfacher Leben, wenn wir über einige Situationen einfach mal lachen. Jep, lachen anstatt total auszuflippen. Ich bin überzeugt davon, dass wir als Eltern viele Nervenzellen mit Humor „vor dem sicheren Tod retten“ können.
Dein Baby wird lernen zu laufen und zu sprechen. Aber das ist nichts Besonderes. Der wichtigste Fortschritt ist, dass es lernt, ohne jeden Grund im Kaufhaus zu brüllen.
– Dave Berry
Belangloses Zitat, aber jede von uns dachte doch Mal: „Mein Kind wird sich niemaaaaals auf den Boden schmeißen…“. Anstrengende Situationen wird es sicherlich geben, aber die wirst du überstehen.
Schritt 4: Vergiss ein für alle Mal die Mütter-Klischees.
Ganz egal, was für Klischees noch in deinem Kopf rum spucken. Streiche sie aus deinem Denken. Mache dein eigenes Mutter-Ding. Sei eine Mutter, die du sein willst und keine, die andere von dir erwarten.
Ganz simples Beispiel dafür ist deine Kleidung oder Schuhe. Dir ist nicht danach, in voller Montur aus dem Haus zu gehen? Du bevorzugst lieber bequeme und sportliche Kleidung: go for it! Am nächsten Tag ist dir eher danach, deine Schminke nicht verstauben zu lassen? Dann mach‘ dich schick. Das einzige Kriterium deiner Entscheidung: Was macht dich glücklich?
Schritt 5: Lasse das Chaos zu und brich mit der Perfektionistin in dir
Familienleben ohne Chaos gibt es nicht. Punkt. Die Perfektionistin in dir schreit jetzt ganz laut auf? Dann stopf ihr das Maul. Denn Perfektionismus ist immer damit verbunden, dass du dich selbst und alles um dich herum kritisch betrachtest. Und – „Oh, welch ein Wunder!“ – auch Fehler findest!
Es ist viel wahrscheinlicher, dass dein Perfektionismus dir das Leben zur Hölle macht, als der von den Kindern produzierte Chaos. Der Perfektionismus führt zur Unzufriedenheit und Zweifeln daran, ob du für das Mutter-Sein geschaffen bist => Selbstzweifel. Doch dabei stolperst du nur über dich selbst. Denn:
Schritt 6: Hör auf, dich an [nicht existenten] Idealen zu messen
Es gibt keine perfekten Eltern. Es gibt nur perfekt polierte Fassaden. Doch auch die schönste Fassade bröckelt irgendwann. Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wer von uns mag perfekte Menschen? Niemand. Denn es ist unrealistisch und ein schlechtes Gefühl ist das Einzige, was dir so ein Umgang bringt.
Bei plagenden Selbstzweifeln ist das nun wirklich nicht fördernd, oder? Zieht dich jemand mit seiner negativen Einstellung runter? Dann solltest du dir zwei Mal überlegen, ob der Kontakt zu so einer Person, es wirklich wert ist. Deshalb:
Schritt 7: Suche nach Gleichgesinnten
Suche nach Menschen, die dich verstehen. Nach Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Dabei meine ich nicht einfach nur andere Eltern. Sondern: Wenn du ein Schreikind hast, dann suche nach Eltern, die das auch durchmachen/ durchgemacht haben.
Mein Sohn hatte die Drei-Monats-Koliken. Er hat kaum geschlafen und eigentlich nach jedem Stillen Bauchweh gehabt. Abends und nachts wurde es richtig schlimm. Wir haben alles ausprobiert, aber der Schlafentzug grenzte an Folter. Dann zu hören: „Jetzt ist die schönste Zeit mit deinem Baby, es isst und schläft, genieße es.“ *Was, jetzt?! Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!!!* Das brauchst du nicht, glaub mir.
Schritt 8: Sag einfach mal „Nein“
Das beziehe ich auf alle Lebensbereiche. Angefangen mit Besuch von der Verwandschaft über Privates, bis hin zum Beruflichen. Vertraue mir aufs Wort, bei Weitem nicht alles ist so wichtig, wie es an dich herangetragen wird.
Nein, zu ungefragten Ratschlägen. Nein, zu ungebetenen Kommentaren. Nein, zu besserwisserischen Eltern. Nein, zu allem, was in dir das Gefühl auslöst, ein Versager zu sein.
Schritt 9: Pfeif auf die Ängste, keine gute Mutter zu sein
Aber was ist, wenn ich als Mutter total versage? „Ich bin ein Versager, mein Kind wird zu einem Versager…“ Lass mich eines klar stellen: DU BIST KEIN VERSAGER!
Du hast es IN DIR – dieses gewisse Etwas, das Zeug zu einer starken Mami.
„Eine andere bestimmt, aber nicht ich… Ich bin doch eine laufende Katastrophe… Ein Häufchen Elend… Ein Nervenbündel… Ich bin der Vesuv, kurz vor der Vernichtung Pompejis…“
Ändere die Einstellung zu dir selbst. Wie? Es ist Zeit für den nächsten Schritt.
Schritt 10: Erkenne deine Leistung an
Richtig gelesen. Du selbst sollst deine Leistung als Mutter anerkennen. Du – GENAU DU – leistest Großartiges. Und zwar rund um die Uhr, jeden Tag, 7 Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr usw.
Für dein Kind bist DU die beste Mama, …
… denn du bist da. So einfach ist es: Du bist da für dein Kind, du hast es nicht im Stich gelassen.
… denn du liebst dein Kind. Ja, es treibt dich an deine Grenzen. Ja, manchmal könntest nur noch heulen. ABER: Du liebst es. Du liebst es mehr, als du es dir je hättest vorstellen können.
… denn du bist bereit, für dein Kind alles zu tun. Mag sein, dass wir manchmal hilflos sind und unseren Kindern nicht alles ersparen können. Die Hilflosigkeit macht uns wahnsinnig. Doch wir tun alles. Alles, was in unserer Macht liegt und das zählt!!!
Manchmal bringen uns die Kinder an unsere Grenzen… Aber viel öfter fassen wir Mut, Hindernisse zu überwinden und etwas Neues in Angriff zu nehmen.
Das solltest du unbedingt verinnerlichen. Du bist nicht einfach nur genug für dein Kind – du bist die Beste.
Jessi meint
Danke für die Ermutigung 😉 Ich werde die Schritte mal ausprobieren… Aber so einfach auf meine Ängste pfeifen kann ich irgendwie nicht…
Marina Peters meint
Gerne 😉 Meistens haben wir die Angst, weil wir uns für schlechte Mütter und Versager halten. Es ist wichtig, dass wir selbst unsere ‚Arbeit als Mami‘ schätzen und anerkennen. Wenn du das tust, kannst du auf die meisten Ängste pfeifen 😉
Katja K. meint
Danke für die motivierenden Worte…
Marina Peters meint
Sehr gerne, jeden Beitrag, den ich schreibe – schreibe ich auch für mich 😀
Katja K. meint
Ich finde es zu dem faszinierend, denn wenn ich denke ich komme an meine Grenzen – zumindest denke ich, dass es meine Grenze ist – merke ich wie ich darüber hinaus wachse :)… Und sich meine Grenze dann doch wo anders befindet….
Marina Peters meint
Da kann ich dir nur zustimmen, das kenne ich auch 😉
Paola A. meint
Es ist wirklich nicht so einfach und ich denke, dass alle Müttern verschiede Grenzen erfahren und sich auf verschiedenen Arten beweisen und sich ermutigen weiter zumachen! Aber wir wachsen in unseren Aufgaben. Danke für deine Worte
Marina Peters meint
Ja, einfach ist das nicht und sehr gern 🙂
Angela meint
Der Artikel hat mich wirklich aufgebaut, ich hoffe nur, ich erinnere mich daran, wenn ich das nächste mal ein Tief habe. Mein Baby ist noch ganz klein und ich habe jetzt schon das Gefühl am Ende meiner Kräfte zu sein, körperlich und geistig. Ich habe echt Sorgen, was die Zukunft bringt.
Marina Peters meint
Hallo Angela,
willkommen auf dem Blog. 🙂
Gerade wenn die Babys ganz klein sind, befindet sich alles im „Umbruch“ – unser Körper stellt sich um, unsere Familie, unser Alltag, Umgebung und zu all dem kommt der Schlafmangel.
Hast du denn jemanden, der auf dein Baby aufpassen könnte, damit du z.B. mehrere Stunden am Stück schläfst oder mal im Café um die Ecke ein Kaffee mit einer Freundin trinkst? Das sind scheinbar Kleinigkeiten, aber auch sie bringen etwas.
Ist das dein erstes Kind?
Anni meint
Was für wunderschöne und aufbauende Worte!!Kann gerade nur weinen weil mich das so sehr berührt. Ich zweifle sehr oft an mir und ob ich das mit unserem kleinen Wunder richtig mache. Ich habe oft Angst das sie mich nicht liebt oder ich ihr nicht genug von mit gebe. Deine Ratschläge werde ich mir zu Herzen nehmen. Vielen Dank für die schönen und ehrlichen Zeilen!!
Marina Peters meint
Vielen Dank, für dein Kommentar, Anni.
Sehr, sehr gern 🙂
Sonja meint
Es ist erstaunlich, wie viele Mütter sich gleich fühlen. Und es ist sehr beruhigend, das hier zu lesen. Trotzdem bleibt das Gefühl der Unsicherheit sehr hartnäckig. Ich habe das Gefühl, ein Kind ist die größte Challenge mit sich selbst. Vielen Dank für den Artikel
Ina meint
Liebe Marina,
Danke für den Artikel. Leider halte ich mich für schlechte Mutter. Bin die Mutter von zwei kleinen Kindern (1 und 4). Dabei versuche für sie nur das Beste zu machen. Nur ich merke, dass mein älterer Sohn immer noch mit mir nicht zufrieden. Bin echt verzweifelt.
Marina Peters meint
Hallo liebe Ina,
du bist die beste Mama für deine Kinder. Bist du dir sicher, dass die „Unzufriedenheit“ deines Ältesten mit dir nicht eher Eifersucht/Konkurrenz mit dem jüngeren Geschwisterkind ist?
Wenn du nicht alles super und perfekt schaffst, dann ist es nur verständlich bei zwei so kleinen Kindern daheim. Erschöpfung und Müdigkeit kann zu einer „überspitzen“ Wahrnehmung führen.
Wenn du magst, dann kannst du mir gerne an marina@mamizeug.de direkt schreiben 🙂 .
Liebe Grüße
Nicole meint
Danke für die aufmunternden Worte! Wirklich wahr wie sehr man doch an sich selbst zweifelt. Ich denke auch ganz oft das ich keine gute Mama bin, weil ich eher autoritär bin und der Papa immer Quatsch macht. Aber ich liebe alle 3 (Zwillingsjungs 3 Jahre und 9 Monate alter kleiner Keks) abgöttisch.
Ich musste auch eben ganz schön schmunzeln. Der Perfektionismus macht einem das Leben schwer. Ich versuche mir immer wieder zu sagen: Die schöner Wohnen Zeiten sind einfach vorbei. Es lebe das Chaos 😀
Ihr Mamis da draußen ihr seid nicht alleine!
Marina Peters meint
Hallo Nicole,
sehr gerne. Danke für deinen Kommentar.
Ja, als Familie ist unser zu Hause ein Ort, der aktiv belebt, bespielt und genutzt wird und das ist natürlich auch sichtbar. Aber das ist völlig okay und sogar gut so! 😉
LG
Tony meint
Danke!!