Die Suche nach einem Kindergartenplatz stellt sich oft als komplizierter heraus als anfangs gedacht. Aus einer ’naiven‘ Kindergartenplatz-Suche wird ein ganzes Kindergarten-Suche-Familienprojekt 😉
Im Teil I der Kindergarten-Serie schrieb Frida Mercury als Gastbeitrag über die 3 Vorüberlegungen, die du machen solltest, bevor du einen Kindergartenplatz suchst. Denn grundsätzlich müssen wir uns als Eltern eine Übersicht über die verschiedenen Konzepte der Kindergärten im Klaren sein. Spätestens zur Besichtigung des jeweiligen Kindergartens, um gegebenenfalls gezielte Fragen zu stellen.
Wissenswertes im Vorfeld
Die Kindergärten werden durch die Konzeption und die pädagogische Ausrichtung geprägt. Es gibt jedoch keinen einheitlichen Bildungsplan für ganz Deutschland, sondern die Pläne variieren von Bundesland zu Bundesland. Den Bildungsplan des jeweiligen Bundeslandes müssen alle Kindergärten einhalten [Bildungspläne zum Nachlesen gibt es hier].
Darüber hinaus haben die Kindertagesstätten [=Kitas] trotzdem viele Freiheiten in Bezug auf ihren Schwerpunkt, spezielle Angebote, Ziele und andere Besonderheiten. Die Kitas unterscheiden sich weiterhin in ihren Weltanschauungen und Erziehungsvorstellungen. So kann z.B. ein kirchlicher Kindergarten eine musikalische Ausrichtung haben oder es gibt private bilinguale/fremdsprachige Einrichtungen.
Fortführung zur Vorüberlegung Nr. 2: welcher Kindergarten kommt für mein Kind in Frage?
Man darf nicht vergessen, dass die Träger der Einrichtungen ein hohes Mitbestimmungsrecht haben und so entscheidend das Konzept der Einrichtung prägen. Grundsätzlich haben rund Zwei Drittel der Kindergärten einen freien oder privaten Träger und Ein Drittel befindet sich in öffentlicher Hand.
Die meisten der bekanntesten Träger und deren Einrichtungen – wie kommunale bzw. Gemeindekindergärten, kirchliche Kitas, private Elterninitiativen und Waldorfkindergärten – wurden bereits im ersten Teil der Serie angesprochen. Hier kommen noch ein paar:
Kindertageseinrichtungen freier Wohlfahrtsverbände
Dazu gehören z.B. Häuser von Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt usw. Diese sind nach humanitären, religiösen oder politischen Überzeugungen konzipiert. Es gilt also sich vorab die Erziehungsvorstellungen und die Ausrichtung der Einrichtung genau anzuschauen oder zu erfragen. Dabei sollten die Eltern sich die Frage stellen, ob die Vorstellungen und Überzeugungen zu den eigenen passen…
Kindergärten privater Investoren
Dies sind gewinnorientierte Einrichtungen, was sich in erster Linie in den höheren Beiträgen niederschlägt. Allerdings bieten diese Kitas auch Vorteile, die z.B. öffentliche Kindergärten aus finanzieller Sicht sich nicht leisten können:
- lange & flexible Öffnungszeiten
- kleinere Gruppen
- spezielle Angebote, wie z.B. bilinguale Betreuung
Des Weiteren unterscheiden sich die Einrichtungen privater Träger in ihren pädagogischen Ausrichtungen:
Waldorfkindergärten [siehe Teil I der KiGa-Serie]
Montessori-Kindergärten. Hier wird darauf hingearbeitet, dass die Kinder weitestgehend selbst bestimmen, womit sie sich beschäftigen. Dabei wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder ihrem eigenen Lernbedürfnis folgen, üben selbstständig zu handeln und ihren Willen entwickeln. Die Pädagogen sind quasi nicht als Vormund da, sondern als Unterstützung bzw. Helfer, damit die Kinder etwas selbst tun. Persönlichkeitsentwicklung wird stark akzentuiert.
Waldkindergärten ( ≠ Waldorfkindergärten!). Sie sind nach dänischem Vorbild entstanden. Es wird den ganzen Tag und bei jedem Wetter (Unterschlupf bietet den Kindern dann z.B. ein Bauwagen) in der freien Natur gespielt. Dies fördert die Motorik und stärkt das Immunsystem. Gespielt wird mit allem, was die Umgebung an der frischen Luft so bietet: Steinen, Blättern, Ästen usw. Die Kinder lernen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und sind gleichzeitig als Entdecker der Pflanzen sowie Tiere unterwegs.
Reggio-Kindergärten könnten beinahe als eine Kombination der vorangegangenen Konzepte gesehen werden. Diese Kitas sehen die Kinder als Künstler und Forscher, die viel zu entdecken haben und so gilt es diese Entdeckungslust zu befriedigen. Die Kinder dürfen selbst entscheiden, was erkundet wird. Dabei wird den Kindern viel Außergewöhnliches angeboten, wie z.B. einen Garten anlegen, Iglu und Hütten bauen, auf verschiedenste Weise künstlerisch betätigen. Es gilt also, in den Kindern Begeisterung zu wecken und so das Lernen zu fördern. Bei diesem Konzept stehen die Eltern in ständigem Kontakt zu den Erziehern und werden stark eingebunden.
Letztendlich kombinieren viele Kindergärten mehrere pädagogische Konzepte. Den Unterschied macht dann der Schwerpunkt auf eine bestimmte Ausrichtung, die evtl. auch zu der Lage des Kindergartens passt. So können städtische Kindergärten mit Förster-Verbänden zusammenarbeiten und sind oft im Wald, ohne ein Waldkindergarten zu sein. Andere Kitas, die mitten in der Großstadt liegen punkten mit ihrer musikalischen Ausrichtung und großartigen Indoor-Spielplätzen usw.
Es führt also nichts an einer gezielten Auseinandersetzung mit der jeweiligen Einrichtung und einer persönlichen Besichtigung.
Außerdem können grundsätzlich alle Kindergärten als integrative Kita gestaltet sein.
Integrative Kindertageseinrichtungen
Integrativ bedeutet, dass ein Kind mit Behinderung in eine bestehende Gruppe aufgenommen wird. Für die Kinder ändert das eigentlich gar nichts. Für die Kita bringt das jedoch einige Veränderungen in den Rahmenbedingungen mit sich. So muss ein höherer Personalschlüssel eingehalten werden, um eine integrative Betreuung überhaupt zu ermöglichen. Das geht dann bei einigen Häusern zu Lasten der Öffnungs- und Urlaubszeiten.
In gut organisierten Einrichtungen sieht es dann in etwa so aus, dass in einer Gruppe mit 15 Kindern zwei Integrationskinder sind und drei Betreuer. Dazu gehören Kinder mit solchen Behinderungen, wie das Down-Syndrom oder entwicklungverzögerte Kinder. Die Kinder wachsen in diesen selbstverständlichen Umgang mit Behinderungen hinein – eine Sensibilität für Respekt und Toleranz, die nebenbei erlernt wird.
Integration darf hierbei nicht mit Inklusion verwechselt werden. Unter Integration wird die Tatsache verstanden, dass Kinder mit Behinderungen nicht ausgeschlossen werden dürfen. Die Inklusion geht ein Stückchen weiter als Integration in diesem Fall und umfasst sowohl Kinder mit Behinderungen, als auch Kinder mit Migrationshintergrund.
Laut dem Bildungsbericht 2014 gibt es mehr und mehr integrative Einrichtungen – rund Zwei Drittel aller Kitas. Allerdings ist es nicht immer vor Ort spürbar, da die Zahlen je nach Bundesland und Region stark schwanken können.
Kindergarten-Casting: Persönliche Vorstellung/Besichtigung
Bei der großen Auswahl in der Theorie, bleibt praktisch gesehen oft gar keine Wahl. Denn in Großstädten ist man manchmal froh überhaupt einen Platz zu bekommen und auf dem Land muss man zu seiner Wunscheinrichtung evtl. eine lange Fahrt in Kauf nehmen.
Doch wie bereits im ersten Teil erwähnt, bringt ein Kindergarten in der Nachbarschaft einige Vorteile mit sich.
- die Kinder lernen andere Kinder aus Nachbarschaft kennen. Sie sehen sich dann auch öfter Mal auf dem Spielplatz und können sich zum Spielen treffen ohne einen „Reise“-Aufwand.
- Gemeinsame Einschulung mit Freunden/bekannten Kindern. Es sind ja dann doch Meilensteine für unsere Kinder und diese Umstellung fällt ihnen leichter mit ein paar bekannten Gesichtern an ihrer Seite.
- einfacher zu bewerkstelligen, dass man bei zusätzlichen Aktivitäten der Kindergärten dabei ist.
Viele Kindertageseinrichtungen veranstalten Trödelmärkte, Kleiderbörsen, Kinderfeste und bieten Schnuppertage an. Ich empfehle, diese Möglichkeiten zu nutzen, um unverbindlich die Enrichtung zu besichtigen sowie Erzieher und die Leitung kennenzulernen. Es ist ebenfalls eine Gelegenheit anderen Eltern zu begegnen und sich auszutauschen.
In den Köpfen der Eltern schwirren derweil viele Fragen von „Sind die Erzieherinnen kompetent und liebevoll?“ über den Speiseplan bis hin zu „Fühlt mein Kind sich wohl? Hat die Erzieherin einen Draht zu ihm gefunden?“ Und, und, und…
Viele Fragen und es ist gar nicht so einfach das alles im Kopf zu behalten. Deshalb sollte man sich ein paar Notizen machen…
Um es dir zu vereinfachen, folgen im Teil III der Kindergarten-Serie Informationen zu:
- Anmeldeverfahren
- den Auswahlkriterien bei der Kindergartenplatz-Vergabe
- Tipps, worauf du bei einer Kindergarten-Besichtigung achten solltest
- eine umfangreiche Checkliste rund um Anmeldung & Besichtigung
Viel Erfolg bei deinem Familienprojekt: Kindergartenplatz 😉
Sei einfach du. Sei Mami, du hast das Zeug dazu!
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Weiterführende Links:
- mit einer PLZ-Suche für Kindergärten: www.kita.de
- Informationen Rund um Anmeldung und Qualität der Betreuung: www.kindertagesbetreuung.de
- Betreuungsschlüssel in Berlin (auch für nicht Berliner lesenswert) und 3 neue Gesetze, die man als Mama kennen sollte von smart-mama.de
- Kosten für Kinderbetreuung bei Spiegel Online
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